Friedenauer TSC sucht einen Trainer
13. September 2021BBMM 2021/2022 – Info Nr. 1
20. September 2021Ein Bericht des Landestrainers von den B-Ranglisten der Gruppe Nord im September 2021
Ehe ich Karina meine Ehrerbietung erweise vorweg noch ein paar einleitende Worte zu dieser Turnierserie: Früher unter dem Namen „Norddeutsche Ranglisten“ bekannt und insbesondere von unseren Spieler*innen aus der zweiten Reihe beliebt („überregionale Luft schnuppern“), mutierten die Turniere zu „DBV- B-Ranglistenturnieren“. Neu ist, dass nun auch in begrenztem Maße Akteure aus anderen Gruppen teilnehmen können und der ehemals vorhandene Qualifikationsdruck („schaffe ich es zum Deutschen Ranglistenturnier oder nicht?“) bei weitem nicht mehr so groß ist, da durch das neue System viel mehr Startplätze über die nationale Rangliste vergeben werden. So ist der Anreiz der Leistungsspitze, an einem B-Turnier teilzunehmen, entweder sehr gering oder aber die jüngeren Leistungsträger melden vermehrt in den hohen Altersklassen.
Am letzten Wochenende machte sich eine 8er-Gruppe des BVBB auf den Weg nach Nienburg/ Weser, um dort in den Altersklassen U 17 und 19 die Konkurrenz zu rocken. Und schon sind wir bei Karina Fiebig (TSV Zehlendorf 88): Seit Jahren eher still und vergnügt im Schatten von den Holtschkes, Oeis, Kanschiks und Stommels stehend und spielend, verspürte sie nach Anfrage von Mixedpartner Jeremy Dessau (TSV Hempeltof-Mariendorf) Lust auf überregionale Rangliste. Dafür erschien sie sogar zwei oder dreimal vorher beim LLZ- Training, um sich den letzten Schliff zu holen. Eigentlich ist „ihre Welt“ eine vielfältige, in der Badminton sicherlich nicht einen besonders großen Raum einnimmt, aber wenn sie dann wettkämpft, dann zu hundert Prozent. Ihre technischen Fähigkeiten sind nicht vergleichbar mit denen derer, die 6-10 x die Woche trainieren. Das ist offensichtlich. Ein Lehrvideo mit ihr würde nur ein völlig durchgeknallter Regisseur drehen, und es würde sich auch nicht allzu gut verkaufen lassen (Brian und Kian wären wahrscheinlich die einzigen Käufer!). Aber: Letztendlich zählen Wille und andere mentale Fertigkeiten, und hierin war an diesem Wochenende Karina überragend. Vor dem Turnier auf ihre geplante Teilnahme angesprochen, sagte sie, sie käme nur mit, wenn sie auch noch eine zweite Disziplin außer dem U 19- Mixed spielen dürfe. Doppel kam nicht in Frage- keine Partnerin vorhanden. Einzel, naja..Bei der BBEM U 19 eine Woche zuvor bekam Karina von unserer drittbesten U15erin eins auf die Mütze.
Ihre Paradedisziplin ist jedenfalls das Mixed. Nach dem Motto “steter Stopp höhlt den Gegner“ ging sie ans Werk und obwohl sie einen an diesem Wochenende indisponierten Partner an ihrer Seite hatte, gelang es beiden, das Turnier zu gewinnen. Insbesondere bei den ersten beiden Siegen gegen besser eingeschätzte Gegner waren die Qualitäten von Karina entscheidend. Auch als es Spitz auf Knopf stand, machte sie unbeeindruckt ihr Ding und frustrierte die Kontrahenten durch minimalistische Aktionen („tropf, tropf, tropf..). Der Sieg im Finale war dann nur noch Formsache. Beflügelt durch den Mixederfolg ging sie mit Spaß ins Einzel. Unglaublich, dass sie hier ihre ersten drei Spiele gewann und sich zum zweiten Mal an diesem Tag im Endspiel wiederfand. Unsere Gruppe war fassungslos, Karina hingegen lächelte still und vergnügt vor sich hin. Im Finale dann aber die erwartete Niederlage gegen eine U 17 Nationalspielerin. Mittlerweile größenwahnsinnig geworden, beschloss sie auch noch im Doppel anzutreten. Trotz guter Leistung reichte es hier „nur“ zu Platz 4. Letztendlich: Großes Kino von und mit Karina!
Ebenfalls überzeugen konnte Helen Roser (SC Brandenburg) in der Altersklasse U 17, die am Ende im Mädcheneinzel Platz 5 belegte. Stark verbessert ihre Schlagsicherheit und ihr Vorderfeldspiel, so dass es im Viertelfinale fast gereicht hätte, gegen die spätere Turnierzweite zu gewinnen. Hier spielten ihr aber jeweils zu Satzende die Nerven einen Streich.
Die Disziplin gewann Eva Stommel (SV Berliner Brauereien), die sich nicht ganz problemlos durch das Teilnehmerfeld spielte. Ihr bestes Spiel lieferte sie im Halbfinale ab, in dem sie kämpferisch und läuferisch (ab Satz 2) überzeugte. Im Endspiel dann war sie unentspannt und nicht focussiert, so dass sie dieses fast gegen eine als leistungsschwächer eingeschätzte Gegnerin vergeigt hätte. Eva war die erfolgreichste BVBB-Akteurin an diesem Wochenende, da sie mit Partnerin Lara Dreesen (Hamburg) auch das Damendoppel U 19 gewann und zudem im Mixed U17 (Evas drittliebste Disziplin, um es mal euphemistisch auszudrücken) den dritten Platz belegte. Unsere beiden anderen U 15- Starterinnen Sophia Lehmann (Fortuna Blankenfelde) und Mia Schloßer (SG Empor Brandenburger Tor) mussten im Einzel Lehrgeld bezahlen. Hier gingen aufgrund fehlender Coolness Spiele unnötig verloren. Dafür konnten sie im Doppel das Halbfinale erreichen, allerdings mit unterschiedlichen Partnerinnen. Ganz knapp die Niederlage von Sophia mit Partnerin Miya Salaria (Hamburg) gegen die Nr.2 gesetzte Paarung aus Niedersachsen: 22:24 im dritten Satz. Gegen Helen und Mia sprang für Sophia dann aufgrund des Sieges im Spiel um Platz 3 doch noch ein „Treppchenplatz“ heraus.
Jungs hatten wir auch mit: Der schon oben als Partner von Karina erwähnte Jeremy startete als klarer Favorit in die U 19- Einzeldisziplin. Es sollte aber anders kommen. Das ganze Wochenende nicht zu seinem Spiel findend, würgte er sich durch die Disziplin, konnte hier im Halbfinale eine Niederlage durch Willen und Kampfgeist gerade so nach 14:20 Rückstand im dritten Satz abwenden, um dann im Finale kopf- und mutlos gegen einen Hamburger U 17- Spieler unterzugehen. Das Ergebnis 5:21 in Satz 3 spricht Bände. Dementsprechend geknickt war Jerry nach Beendigung des Wettbewerbes auch. Wir wissen aber, dass er es viel, viel besser kann! Nun gilt es zu analysieren, woran es gelegen haben könnte, damit er beim nächsten Mal wieder an seine wahre Leistungsfähigkeit anknüpfen kann. Kopf hoch, Jens!
Die am besten besetzten Disziplinen waren das Jungeneinzel und – doppel in U 17. Yuri Cho (SV Berliner Brauereien) und Aditya Patil (SC Siemensstadt) fieberten einer Revanche gegen das wohl leistungsstärkste Doppel Deutschlands ihres Jahrganges entgegen. Gegen Justin Dang und Philipp Euler (beide NRW) gab es in den letzten Aufeinandertreffen knappe Niederlagen. Souverän bis ins Finale spielend, ergab sich für Adi und Yuri die Gelegenheit, einen neuen Versuch zu unternehmen. Im ersten Satz war Adi irgendwo anders, auf jeden Fall nicht auf dem Feld. Dementsprechend klarer Satzgewinn für die beiden Westdeutschen. Dann aber kamen Adi und Yuri ins Rollen. Zweiter Satz ging an sie und auch im dritten waren sie vorneweg bis zum Spielstand 14:11. Doch dann beschloss Yuri, der alte Strategiefuchs, dass es noch zu früh in der Saison wäre, den NRW‘lern eine Niederlage zu bescheren und stellte das Spielen fast vollständig ein. Leider war Adi über die Pläne von Yuri nicht informiert und schaute dementsprechend verstört dem Geschehen zu. Ich bin mir sicher, dass sie Justin und Philipp irgendwann in näherer Zukunft (..wenn denn Yuri den Zeitpunkt für gekommen hält) besiegen können. Im Einzel erwies sich Luis Pongratz (NRW), neuerdings am OSP Hamburg trainierend, als zu stark für Adi und Yuri. Im Halbfinale musste Adi die Überlegenheit anerkennen und im Finale dann Yuri. Unseren beiden Spielern fehlt es noch an der Konstanz im Spiel sowie an der Zielstrebigkeit im Angriff, um gegen einen variabel, sicher und clever spielenden Gegner bestehen zu können. Wird schon…bin ich mir sicher!
An dieser Stelle wieder ein bisschen Folklore:
- Traue niemals einem positiven Corona-Selbsttest! Unsere Erfahrungen damit sind vielfältig und haben letztendlich immer zu einem negativen Ergebnis geführt. So auch an diesem Wochenende. Ich habe mich darüber gefreut, wie cool die Gruppe mit der Situation umgegangen ist.
- Yuri wäre am Freitag im Restaurant beim Warten auf die Mahlzeit vor Hunger fast ohnmächtig geworden. Nur durch liebevolles Zureden von Adi und huldvollem Lächeln von Karina hat er diese Situation aber schadlos überstanden. Zur Belohnung durfte er von Allen alles aufessen!
- Ob da ein System hinter steckt? Unsere Mixed-Spezialistinnen spielen jahrelang kein Einzel im Training und sind auf Turnieren plötzlich erfolgreich (Michi bei A-RLT und nun Karina). Zufall oder aber unbeschwertes, erwartungsloses Drauflosballern (im Fall von Karina: „Tropfen“) im Wettkampf? Meine Meinung: Tiefenentspannt lässt es sich gut spielen!
- Jerry würde auch gerne von allen alles aufessen, hat aber (verständlicher Weise) Angst vor Yuri. Deshalb hat er nun eine neue Taktik entwickelt: Nachtisch bestellen!
Von der U 13/15- Rangliste in Schüttorf (kurz vor Amerika) eine Woche zuvor konnten die Akteure des BVBB ebenfalls viele gute Ergebnisse mit nach Hause bringen. Unsere leistungsstärksten U 13- Spieler*innen gingen hier in U 15 an den Start. In deren Abwesenheit konnte Eddie Ndoye (SV Berliner Brauereien), seit kurzem als „Siebtie“ am SLZB Berlin, die Jungeneinzelkonkurrenz U 13 für sich entscheiden. Theo Schloßer (SG Empor Brandenburger Tor) beendete die Disziplin auf Platz 4 und Emil Dörschner (TSV Zehlendorf 88) kam als Sechster ins Ziel. Im Jungendoppel verlor Emil mit seinem Partner aus Niedersachsen im Viertelfinale gegen die späteren Gewinner, konnte dann aber die restlichen beiden Spiele gewinnen (Platz 5).
Im U 13 Mädcheneinzel vertraten Mathilda Meinhardt (SG EBT) und Nora Scheuer (SVBB) den BVBB. Letztere hatte das Lospech, im Viertelfinale auf die spätere überlegene Siegerin zu treffen, so dass mehr als Platz 5 für Nora nicht leistbar war. Mathilda spielte sich ins Halbfinale und belegte letztendlich Platz 3. Im Finale des Mädchendoppels unterlagen Nora und Mathilda nach großem Kampf den Favoritinnen aus Hamburg.
Im Mixed U 13 landeten einträchtig auf Platz 2, 3 und 4 in dieser Reihenfolge: Eddie Ndoye/ Monique Schütt (Hamburg), Emil Dörschner/ Nora Scheuer, Theo Schloßer/ Mathilda Meinhardt. Alle unsere U 13er mindestens einmal auf dem Treppchen!
In U 15 hingen die Trauben höher. Aber auch hier war man erfolgreich. Im Jungeneinzel konnte Jannes Ernst (BC Tempelhof) als Erstjähriger U 13er den 3. Platz belegen. Für Milan Zeisig (ebenfalls noch U 13 vom SVBB) sprang am Ende der 8. Platz raus, nachdem er im Viertelfinale Jannes den Vortritt lassen musste. Unsere Neulinge auf überregionaler Ebene Albert Zubow (SG EBT), Oskar Kohli, Theo Wulff (beide SVBB) sammelten Erfahrungen und den ein oder anderen Sieg, konnten aber mit der Spitze erwartungsgemäß nicht mithalten. Das Mädcheneinzel endete in Abwesenheit unserer drei leistungsstärksten Spielerinnen ohne vordere Platzierung. Laira Röhl (auch noch U 13, SVBB) kam am weitesten und belegte Platz 6. Knapp dahinter auf Platz 8: Mia Schloßer (SG EBT). Platz 9-12 für Lea Glaschke (BC Neukölln).
Im Mädchendoppel hielten sich dann Laira und Mia schadlos: Laira gewann mit Partnerin Miya Salaria (Hamburg) das Finale gegen Mia mit Partnerin Leonie Sauer (Niedersachsen).
Zudem war Platz 5 ein schönes Ergebnis für Lea Glaschke mit einer Partnerin aus Niedersachsen.
Mixed wurde auch gespielt. Mehr als Platz 5 war für Milan und Laira aufgrund der starken U 15- Konkurrenz nicht drin.
Folklore (nur kurz, da selbst auf der Fahrt nicht mit dabei):
- Klare Trainerunterbesetzung bei einer so großen Gruppe! Zu zweit läuft man sich einen Wolf (der Trainer aus Niedersachsen, eher ein Phlegmatiker, hatte am Samstag seine Schrittzahl nur unten beim Coaching in der Halle vermessen: 6500 Schritte!), Pausenzeiten gleich Null. Und nach dem Turnier 500 km Busfahrt ohne Abwechslung…
- Es wird schon nach der „next generation“ geforscht, was die „Müllschluckerfähigkeiten“ beim Abendessen angeht. Bisher noch ohne eindeutiges Ergebnis. Die Fußstapfen von Kian-Yu und Yuri sind auch unmenschlich groß…
Turnierergebnis U17/19 unter: https://www.turnier.de/sport/tournament?id=B22FA131-4E9A-40A3-A9E2-B4940923CE8F
Turnierergebnis U13/15 unter: https://www.turnier.de/sport/draws.aspx?id=76125928-1B5E-4008-BCEF-67570496210B
Kay Witt, Landestrainer Berlin